Portraits

Kunst, Kultur, Brauchtum 

“ Z’Waldsee isch immer ebbes botta!“ 

Als bekennender Oberschwabe greift Bernhard „Barny“ Bitterwolf (Jahrgang 1958) mit großer Lust in die die Kiste der regionalkulturellen Kleinodien. Als Vollblutmusiker nimmt er sich der in Vergessenheit geratenen, alten schwäbischen Lieder und Tänze an. Der oberschwäbische Barde greift auf Tanzmelodien der letzten vier Jahrhunderte zurück und bringt diese bei unterschiedlichen Festen zu Gehör. Dazu nutzt er sein umfassendes historisches Instrumentarium. Er bringt Piffel, Sackpfeife, Carnyx, Drehleier, Scheitholz, Landsknechtsrommel, Schalmei neben dem Akkordeon und der Gitarre zum Tönen, Klingen Pfeifen und Rauschen. Bitterwolf sieht sich als Kommunikator einer lebendigen Volkskultur.

aus: Typisch Bad Waldsee
Biberacher Verlagsdruckerei, 2012, ISBN 978-3-943391-18-3, Preis: € 24,80

„Staatsmedaille in Gold des Landes Baden-Württemberg für hervorragende Verdienste auf dem Gebiet der Entwicklung des ländlichen Raumes im Bereich der Kulturpflege.“ (Oktober 2018)

Scheene Weihnachda!

Wenn es einen oberschwäbischen Erzmusikanten gibt, dann Bernhard Bitterwolf aus Bad Waldsee. Der Dozent an der Schwäbischen Bauernschule liebt und lebt alles, was mit oberschwäbischer Kultur, Heimat, Volkskultur und Tradition zu hat, spielt zahlreiche – auch historische – Instrumente, ob solistisch oder im Blelchbläser-Quartett „HeiliXblechle“, dirigiert einen Männerchor und hat zahlreiche Bücher und CDs veröffentlicht. In humorigen und einfühlsamen, oft auch musikalisch begleiteten Vorträgen vermittelt er sein vielschichtiges Wissen.

aus: WEIHNACHDA  auf Schwäbisch – Geschichten und Verse freigeschippt von Edi Graf Silberburg-Verlag, Tübingen, 2012, ISBN 978-3-8425-1220-7, Preis: € 14,90

Über die Lust am gemeinsamen Singen

Tausend sind nicht genug

Nein, Barny Bitterwolf ist kein zweiter Gotthilf Fischer, auch wenn viele ihm damit ein Kompliment machen wollen. Beiden würde man Unrecht tun – dem in Plochingen geborenen Schwaben und dem barocken Oberschwaben in Bad Waldsee, genauer gesagt Haisterkirch. Was beide verbindet ist die Fähigkeit, tausende von Menschen vom und zum Singen zu begeistern.

Dass ein „barockes Lebensgefühl“ nicht unbedingt etwas mit Leibesfülle zu tun haben muss, widerlegt Bernhard Bitterwolf auf den ersten Blick. Er ist Dozent an der Bauernschule Bad Waldsee, Historiker, der sich seit Jahren mit der Geschichte und Tradition seiner oberschwäbischen Heimat befasst, Kabarettist, Eventmanager und Musiker.

Was ist ein Musiker? Auch ein Musikant? Ein Sänger, Liedermacher, Chorleiter, Blasmusiker, Gitarrist, Akkordeonist, auch Lautenist, oder vielleicht Spezialist für alte Instrumente wie Piffel, Sackpfeife, Carnyx, Drehleier, Scheitholz, Landsknechtstrommel und Krummhorn? Bernhard Bitterwolf ist alles zusammen! Womit wir wieder beim barocken Lebensgefühl wären! „Regionalkultur pur“ nennt er das, was sein künstlerisches Lebensgefühl ausmacht. Nachzulesen, nachzusehen, nachzuerleben auf der Website des Künstlers www.bernhard-bitterwolf.de. Und weil Geist, Seele und Leib (nicht nur) im barocken Lebensgefühl zusammen gehören, nimmt es nicht Wunder, dass Bitterwolf auch ein leidenschaftlicher Koch ist. …

Bitterwolfs „Meisterstück“ war mit Sicherheit das Open-Air-Konzert am bekanntesten unbekannten Bahnhof der Welt, dem heutigen Kulturbahnhof Durlesbach mit seinen drei herrlichen lebensgroßen und lebensechten Figuren aus Bronze von René Auer – auch er Oberschwabe aus Bad Waldsee – dem Bauer mit seinem Bock, dem Kondukteur und der Bäuerin. Damals, am 10. Juli 2011 um 14.00 Uhr, hat „Barny“ Bitterwolf den weltgrößten schwäbischen Eisenbahnchor dirigiert und mit ihm das Lied von der „Schwäbischen Eisenbahn“ gesungen. 2.132 Menschen – so viele hatte der Bahnhof bis dahin in seiner 100-jährigen Geschichte nicht gesehen. Was an dieser Veranstaltung so außergewöhnlich, so besonders war, erlebt der von allen geschätzte Regionschorleiter des Oberschwäbischen Chorverbandes nicht nur einmal im Jahr.

Tradition hat z.B. das Maisingen mit Bernhard Bitterwolf am 1. Mai im Museumsdorf Kürnbach „auf echt schwäbische Weise“. Bernhard Bitterwolf lädt zum Mitsingen ein und bietet schwäbisches Liedgut vom Feinsten – hintersinnig und humorvoll. „Ob schwäbisches Liedgut oder selbst komponierte Mundartstücke: Bitterwolf macht das Volksliedsingen zu einem wahren Erlebnis!“ So und so ähnlich pflegt die Presse zu schreiben. Oder da gab es einen Städtewettbewerb mit dem „Größten Quodlibet-Chor“, in dem Bad Waldsee die Saulgauer schlug. Viele Idee, viele regionale Aktionen. Das ist es, was Bitterwolf meint mit „Regionalkultur pur“. Aktivieren, begeistern, weg vom Konsumtrip holen und die kulturelle Vielfalt des Lebens in den Regionen unseres Bundeslandes vermitteln.

Unser Bundesland bräuchte mehr Bitterwölfe. …

aus: Wolfgang Layer „Singen“ 2012   ISSN 1864-24X

Bernhard „Barny“ Bitterwolf

Musikant, Liedermacher, Kulturschaffender, Lehrer

Lebensart:

Oberschwaben ist lebenswert – Genuss pur in Sachen „Menschen, Landschaft, Kultur und Natur“!
Es gibt doch nichts Genussvolleres, als Zwiebeln aus dem eigenen Garten und Most von eigenen Äpfeln holen zu können!
Für mich ist die Pflege unserer schwäbischen Sprache und der Regionalkultur etwas elementar Wichtiges. Musikalisch unterwegs bin ich mit verschiedenen Partnern, vor allem mit dem Bläserquartett „HeiliXblechle“. Auf Kleinkunstbühnen stelle ich gerne überliefertes schwäbisches Kulturgut, historische Instrumente aus der Region und auch eigene Lieder mit witzigen Inhalten vor. Als Regionsdirigent des Oberschwäbischen Chorverbandes ist es mir ein Anliegen, Menschen zum Singen zu motivieren.

Lebensmotto:

  • Frei de heit, sonsch hosch morga a oagnehms geschdern!
  • Wenn ma mit de Leit it schwätzt, verstoht ma se it – ond sia verschtandet oin it!
  • Jeder Tag braucht eine Blamage!
  • It luck lau!

aus: wer ist wer – ALLGÄU-OBERSCHWABEN 300 Köpfe der Region

Verlag allgovia media 2012 ISBN 978-3-9815052-07 Preis: € 10.–

Bernhard Bitterwolf

Lehrer, Sänger, Musikant

Wenn es einen oberschwäbischen Erzmusikanten gibt, dann Bernhard Bitterwolf. Im Hauptberuf Dozent an der Schwäbischen Bauernschule Bad Waldsee, liebt und lebt „der Barny“ alles, was mit der regionalen Kultur seiner Heimat zu tun hat.

Wer weiß schon, was ein „Piffel“ ist? Hier beginnt meist das Gekichere, wenn Bernhard Bittterwolf wieder mal vor Publikum seine alten Instrumente erklärt. Die hat er sich nach historischen Vorbildern nachbauen lassen. Eine ganze Sammlung besitzt er mittlerweile: Drehleier, Sackpfeife, Krummhorn, Scheitholz und viele mehr. Dann spielt und singt er uralte Lieder, die er irgendwo ausgegraben hat, und jeder ist von seinem humorigen und einfühlsamen Vortrag begeistert.

Der 46-Jährige hat eine lockere Art, sein riesiges Wissen von oberschwäbischer Historie und Tradition zu vermitteln. Denn hinter allem verbirgt sich eine Geschichte zum Erzählen. Mal zum Schmunzeln, mal zum Nachdenken, und immer mit Bezug zur Gegenwart. Auch deshalb ist er ein gefragter Experte in Funk und
Fernsehen, wenn es um oberschwäbisches Brauchtum und Geschichte geht.

Vor allem ist Barny Bitterwolf mit Leib und Seele Musiker. Ob solo, mit seinem Blechbläser-Quartett „Heilixblechle“ oder als Dirigent des Männerchors. Sein Forscher-Drang in Sachen Volksmusik entwickelte sich über sein Interesse an der regionalen Kultur. In den Liedern und Texten des einfachen Volkes findet Bitterwolf eine ganz andere Geschichte als in den offiziellen historischen Texten, die, wie er konstatiert, immer von denen diktiert wurden, die das Sagen hatten. Er sucht Quellen, aus denen hervorgeht, wie die Vorfahren gedacht, gelebt und gelitten haben  –  Geschichte von unten. Und die kommt beim Publikum an, ob beim Seniorennachmittag oder vor Landjugendgruppen. Immer mehr Menschen sind auf der Suche nach ihren Wurzeln, erklärt er sich das. Von der Vergangenheit können sie erfahren, warum sie so sind wie sie sind.

Am 1. April 1958 in Friedrichshafen geboren, ist Bernhard Bitterwolf mit drei Geschwistern  in Aulendorf aufgewachsen. Der Vater –  Beamter, Stadtrat, Gewerkschafter und Vereinsmensch  –  liebte die Volksmusik, und so lernte Bernhard bei Alfred Sedlmayr Akkordeon. Am Gymnasium Aulendorf kam die
Klassik dazu. Eigentlich sollte er mal Cello lernen, aber er blies lieber in der Stadtkapelle. Nach dem Abitur 1977 ging’s an die PH Weingarten mit den Hauptfächern Englisch und natürlich Musik. Als Student finanzierte er sich mit Straßenmusik den Urlaub und das Studium mit Tanzmusik bei den „Colibris“ und
beim „Schwaben-Express“.

Damals gab er schon schwäbische Abende mit dem Mundart-Autor Rolf Staedele. 1985 übernahm er die Stelle eines pädagogischen Mitarbeiters an der Schwäbischen Bauernschule Bad Waldsee. Seitdem unterrichtet er alles von Rhetorik über Politik und Gemeinschaftskunde bis zum Volkstanz.

Bernhard Bitterwolf sieht sich als Kommunikator einer lebendigen Volkskultur. Mit der Volkstanzgruppe Stafflangen hat er in den letzten Jahren zur Wiederentdeckung von Tänzen und Tanzliedern beigetragen. Er vertritt den Landesbauernverband im Arbeitskreis Heimatpflege im Regierungsbezirk Tübingen und betreut die regionalkulturellen Veröffentlichungen des Verlags Schwäbischer Bauer in Ravensburg.

„Einmal am Tag blamieren“, heißt eine Lebensmaxime von Bernhard Bitterwolf. Befremdlich? Nein, nur wer sich blamiere, der wisse, dass er etwas Neues ausprobiert habe. Aktiv sein zählt. Auch wenn einmal etwas schief geht. Viele lassen ihre Begabungen brach liegen, bedauert Bitterwolf. Er kann es nicht ausstehen, wenn jemand faul ist und nichts aus sich macht.

Am Oberschwaben mag er, dass er die Lebenslust auslebt und genießen kann, ohne gleich an die Folgen zu denken. Dass er nicht in Ehrfurcht erstarrt vor den Großkopfeten, sondern hinter jeder Funktion auch den Menschen sieht. Das macht auch eine gewisse Weltoffenheit aus  –  und erklärt die oberschwäbische
Gastfreundschaft. Sie sind neugierig auf Fremdes, diese ja oft auch falsch eingeschätzten Oberschwaben.

Aus seiner Heimat will Bernhard Bitterwolf er nie mehr weg. Er ist gern und viel unterwegs. Aber wenn er vergleicht, weiß er ganz genau: „Bei uns ist es am schönsten.“ Mit seinem bisherigen Leben ist er zufrieden. Er hat ein Haus gebaut und ein Buch geschrieben. Jetzt will er noch viel Heimat leben und erleben, Freude und Spaß haben und das auch anderen vermitteln. Kein Zweifel  –  hier spricht der
Pädagoge.

Bleibt noch zu klären, was ein „Piffel“ ist. Der Piffel ist ein altes Holzblasinstrument. Es ist auf einem Deckengemälde in der Barockkirche in Bad Wurzach dargestellt. Bitterwolf hat es sich nachbauen lassen und die passende historische Literatur dazu ausgegraben. Der Piffel sieht aus wie ein kleines Alphorn, klingt auch so, nur höher. Eine bäuerliche Posaune, aus heimischem Holz, klar, laut, warm und
irgendwie festlich. Richtig oberschwäbisch eben. Der Piffel ist Bernhard Bitterwolfs Lieblings-Instrument. Wen wundert’s.

aus:    „Profile – Oberschwaben“ 52 Gesichter und Geschichten
Biberacher Verlagsdruckerei, 2004, ISBN 3-933614-18-X , Preis: € 19,80

Jubiläum in Durlesbach

„Einen Höhepunkt bildete sicherlich der von Bernhard „Barny“ Bitterwolf dirigierte Massenchor. Mit über zweitausend Menschen gelang der Weltrekordversuch – größter Chor, der jemals das von der schwäbischen Eisenbahn sang – spielend. Mehr Menschen hätten auf dem Gelände umd den Bahnhof Durlesbach wohl kaum noch Platz gefunden.“

aus: Auf de schwäbsche Eisebahne – Eine Schwabenhymne (Eckart Schörle) ISBN 978-3-86680-988-8 Sutton-Verlag, Erfurt (Preis: € 10.–)

Ein Oberschwabe mit Leib und Seele

Ein Oberschwabe mit Leib und Seele ist Bernhard Bitterwolf

Er ist Dozent an der Schwäbischen Bauernschule Bad Waldsee, zuständig für musische Bildung, Rhetorik, Kommunikation und Politik. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Bernhard Bitterwolf liebt und lebt alles, was mit regionaler Kultur in Oberschwaben zu tun hat. Danach hat er sein Leben ausgerichtet. Wer ihn kennt, fragt sich, wie schafft der das alles? Ohne dabei seinem Namen alle Ehre zu machen. Denn der Bernhard hat eine lockere Art,die eines Oberschwaben eben.

Und so präsentiert er sich, beziehungsweise seine Kenntnisse. Die sind rundum fundiert. Bernhard Bitterwolf ist Fachmann in Sachen oberschwäbischer Geschichte und Traditionen. Sein Geheimnis:hinter allem verbirgt sich eine Geschichte zum Erzählen – mal zum Schmunzeln, mal zum Nach-denken – und fast immer gegenwartsbezogen. Ihn in eine Schublade zu stecken, fällt schwer. Vor allem ist er mit Leib und Seele Musiker. Als Dirigent des Männerchores Haisterkirch,mit seiner Blechbläsergruppe „HeiliXblechle“, mit dem Duo Wellaweg, oder einfach solo.

Leidenschaftlich widmet er sich historischen Instrumenten. Ein ganze Sammlung besitzt er mittlerweile. Drehleier, Sackpfeife, Krummhorn,Scheitholz, Carnyx und vor allem den Piffel, sein Lieblingsinstrument. Es ähnelt vom Aussehen dem Alphorn und klingt ähnlich archaisch .

Gefragt ist Bernhard Bitterwolf aber bei weitem nicht nur als Musikant. Er beschäftigt sich mit der Organisation und Durchführung von Veranstaltungen, mit Fachvorträgen, mit der Wiederbelebung alter Bräuche, mit Publikationen und Redaktionen von Fachliteratur oder mit Moderationen als Vertreter Oberschwabens in Sachen Kultur. Kurz gesagt: fast jeder, der eine Veranstaltung oder neudeutsch einen Event plant, denkt an den Namen Bernhard Bitterwolf.

Kein Wunder also, dass auch Hörfunk und Fernsehen immer wieder von ihm profitieren. Seine populäre und unkomplizierte Art kommt eben an. Wer ihn fragt, was er am liebsten macht, erhält wahrscheinlich keine Antwort. Alles eben. Und alles mit Freude.

aus: Oberschwaben – schwarzes Gold und barocke Kostbarkeiten (Jochen Schmid) 2004
Gmeiner-Verlag / ISBN 3-899577-507-4  Preis: € 24,90

Bernhard Bitterwolf

Die Stimme aus dem Off macht sogar den Barny baff

Er ist ein Vollblutmusiker, Volksbildner aus Passion, Referent bei der Bauernschule, ein Hansdampf in allen oberschwäbischen Gassen, der beim Braunviehtag im Bauernhausmuseum in Wolfegg genauso zur Klampfe greift wie bei der Hauptversammlung des Aulendorfer Geschichtsvereins „Traditio“ – dort allerdings kredenzt er Revolutionslieder aus dem 19. Jahrhundert und macht deutlich, dass er sein Herz auf dem rechten Fleck hat: nämlich links von der Mitte. Die Rede ist von Bernhard („Barny“) Bitterwolf, für den das vormärzliche „Die Gedanken sind frei“ kein angestaubter Polit-Sang von anno Tobak ist, sondern immerwährende Aufforderung zur Grips-Gymnastik. Bitterwolf ist im Wortsinne Konservativer, der mit seinem Männerchor Haisterkirch alles Liedgut frisch aufbereitet, der alte Instrumente wiederbelebt (zum Beispiel den Piffel), der auch mal eine klösterliche Komposition aus dem 18. Jahrhundert abstaubt, der aber kein blutleeres Traditions-L’art-pour-l’art betreibt. Ein Abend mit Bernhard Bitterwolf strotzt vor Lebensfreude, ist oberschwäbisches Hier und Jetzt at its best. …

aus:„Menschenskinder – Notizen aus Oberschwaben“von Gerhard Reischmann, 2007
Verlag Josef FinkISBN 978-3-89870-465-6 (€ 20.–)

Schöner Südwesten
„Schwäbischer Tausendsassa“

Er ist ein oberschwäbisches Original, wie es im Buche steht. Buchstäblich. Bernhard „Barny“ Bitterwolf ist – auch – Buchautor. Vor allem aber Lehrer, Musiker, Comedian. Als Künstler mithin ein echtes Chamäleon.

Von Hans Siedann

Wer sich die Vita des am 1. April 1958 in Friedrichshafen zur Welt gekommenen Bitterwolf anschaut, kommt aus dem Staunen kaum mehr heraus. Was für eine Biographie! In Aulendorf im Herzen Oberschwabens aufgewachsen, hat Bitterwolf nach dem Abitur an der Pädagogischen Hochschule Lehramt studiert – Englisch und Musik.
Dass das zur neugierigen Wesensart des jetzt 62-Jährigen gepasst hat und weiter passt: Man sieht es an seinem Brotberuf. Seit 35 Jahren ist Bitterwolf Lehrer an der Schwäbischen Bauernschule seiner Heimatstadt Bad Waldsee. An der Erwachsenenbildungsstätte mit Zielgruppe „Menschen im Ländlichen Raum“ ist „BB“ als Dozent phänomenal breit aufgestellt. Bitterwolf hält politische Seminare, lehrt Kommunikationstechnik(en) und greift im kulturellen Bereich der Einrichtung lehrend zu Instrumenten, von denen der passionierte Sänger aberwitzig viele beherrscht: Gitarre, Klavier, Tuba, Akkordeon. Nicht nur sie.
Mit der Vorstellung historischer Instrumente kann Bitterwolf gerne einen ganzen Abend vor vergnügten Gästen bestreiten. Dann stellt der Kenner historischen Liedguts auch die damals gebräuchlichen Originalinstrumente dazu vor. Zum Beispiel das „Scheitholt“ (oder auch Scheitholz), eine frühe Vorstufe der heutigen Zither. Ferner Sackpfeife, Carnyx, Drehleier, Landsknechtstrommel, Schalmei, Krumm-/Kuhhorn oder den exotischen „Piffel“. Der sieht aus wie eine Mischung aus Alphorn und Tabakspfeife, ist gut eineinhalb Meter lang und hat vorne einen Schalltrichter.
Auf den „Trichter“ kam der Barock-Spezialist Bitterwolf, als sich die ehemalige „rote Juso-Socke im schwarzen Oberschwaben“ einst in die politischen Aussagen in Volksliedern kniete. Wie hat der „einfache Mann“ dort gelebt? Was hat das „gemeine Volk“ gesungen, welche Instrumente gespielt? Brauchtum und Traditionen fesseln Bitterwolf bis heute.
Das auch vom „Dritten“ her bekannte Multitalent ist für seine Verdienste um die Pflege heimischen Kulturguts mehrfach ausgezeichnet worden. So mit der Verdienstnadel der Landsmannschaft der Sathmarschwaben und mit der Staatsmedaille in Gold des Landes Baden-Württemberg.

In: Schöner Südwesten 3/2020, Ausgabe Mai/Juni 2020